BMWi veröffentlicht Studie zur Weiterentwicklung der Netzentgeltsystematik

Bereits in seinem Weißbuch „Ein Strommarkt für die Energiewende“ aus dem Jahr 2015 hatte das BMWi die Frage nach der Weiterentwicklung der derzeitigen Netzentgeltsystematik aufgeworfen (RGC berichtete). 

Da die Netzentgelte ein bedeutender Bestandteil des Strompreises für Haushalt-, Gewerbe- und Industriekunden sind, rückte auch die Netzentgeltsystematik in den Fokus der Debatte über die Kostenbelastung. Das BMWi gab deshalb eine Studie in Auftrag, die Zielsetzungen und Anforderungen an die Gestaltung der Netzentgeltsystematik untersuchen und dabei auch die verschiedenen Optionen zur Weiterentwicklung beleuchten sollte.

Diese Studie liegt dem BMWi nun seit Juni 2018 und wurde inzwischen veröffentlicht. Neben der Einschätzung, wie sich die Netzentgelte bis 2030 für verschiedene Nutzergruppen entwickeln könnten, enthält die Studie auch Ausführungen zu der erwarteten Entwicklung der regionalen Verteilung der Netzentgelte.

Die Empfehlungen der Studie zur Weiterentwicklung der Netzentgelte beruhen auf der These, dass Netzentgelte die Kosten besser abbilden sollten, die Verbraucher mit ihren Entscheidungen über den Einsatz von Energie auslösen. Derzeit stelle die Netzentgeltsystematik vor allem auf die Auswirkungen der Stromentnahme ab, die aber nicht der Kostentreiber sei, so die Gutachter. Kostentreiber sei der Netzanschluss selbst, und zwar sowohl für Einspeisungen als auch für Entnahmen. Die Studie empfiehlt deshalb, eine anschlussbezogene Entgeltkomponente aus Grundpreis und Kapazitätspreis (mit einer Ausnahme für die Niederspannung). Weiter empfehlen die Gutachter, dass die Erhebung eines Baukostenzuschusses verbindlich vorgeschrieben werden sollte. Ein Kapazitätspreis und ein Baukostenzuschuss könnten nach dem Ergebnis der Studie auch von Erzeugungsanlagenbetreibern erhoben werden. Dies würde zu einer Absenkung des Leistungs- und Arbeitspreises führen. Als Anreiz für netzdienliches Verhalten könne zudem erwogen werden, den Arbeitspreis zeitvariabel auszugestalten. Fazit der Gutachter ist, dass die vorgeschlagenen Änderungen die Netzkosten umverteilen würden: tendenziell würden große Verbraucher weniger und kleine Verbraucher mehr bezahlen.

Es bleibt abzuwarten, ob das BMWi die Studie tatsächlich zum Anlass nimmt, die Netzentgeltsystematik zu überarbeiten. Konkrete Pläne dazu liegen im Moment aber offenbar noch nicht vor.