VEA-Preisindex vom 20.09.2021

Energiemärkte auf historischem Preisniveau
– Gasmarkt spielt verrückt

Der VEA-Preisindex ist ein 14-tägiger Service des VEA Bundesverbandes der Energie-Abnehmer (e. V.)

Preistrend
Wie der Brancheninformationsdienst energate berichtet, passierte Mittwoch vergangener Woche Historisches imeuropäischen Gashandel. Das Handelsvolumen für den Frontmonat Oktober 2021 am Handelspunkt TTF betrug 110.000 MW – ein einsamer Rekord. Dabei gingen am
Mittwochvormittag die Preise um fast 15 €/MWh nach oben, um am Nachmittag genauso deutlich wieder zu sinken. Die mit Abstand meisten Mengen wurden an der Energiebörse ICE in London gehandelt, die immer stärker den europäischen Terminhandel dominiert: „Es sind neue
Algotrader, die seit diesem Jahr an der ICE genutzt werden, die für die wahnsinnigen Preisausschläge verantwortlich sind“, so ein Händler.
Auch wenn die Entwicklung am Mittwoch übertrieben war; der Handel scheint zunehmend in einen Panikmodus zu kommen. Am Donnerstag fand dann eine Korrektur statt, der Preis fiel bis zum Nachmittag. Aber auch da hatte er eine Achterbahnfahrt mit einer Intraday-Volatilität von fast
10,00 €/MWh hinter sich. „Gas wird im Winter knapp bleiben, vor allem die schlecht gefüllten Speicher stellen ein Risiko dar“, sagte ein Händler. Neue Meldungen aus Russland gingen bei den Preisturbulenzen fast unter. Gazprom teilte mit, dass nicht schon im Oktober, sondern erst im November Gas durch Nord Stream 2 geliefert werden kann. Mehrere Marktteilnehmer fragten sich, ob es nicht Zeit für einen Eingriff von Aufsichtsbehörden sei: „Die enormen Preissprünge haben Auswirkungen auf die gesamte Handels- und Vertriebsorganisation“, sagte ein Marktteilnehmer. Viele Marktteilnehmer könnten nicht mehr handeln, weil Kreditlinien erschöpft seien, eine Preiskalkulation sei unmöglich, „falsche“ Positionen hätten enorme wirtschaftliche Auswirkungen, erste Händler bzw. Vertriebsgesellschaften bereits Insolvenz angemeldet. Ein Düngemittelhersteller in England hat die Produktion wegen der hohen Gaspreise eingestellt. Auch die Verbraucher in Deutschland werden die
Auswirkungen noch spüren. Die Turbulenzen im Gasmarkt haben auch deutliche Spuren auf dem Strommarkt hinterlassen. Die Preisentwicklung beim Strom entspricht qualitativ der Gaskurve. Auch auf dem Strommarkt sind die Preise am vergangenen Mittwoch auf neue Rekordstände geklettert, um am Donnerstag einen Teil der Gewinne wieder zu verlieren.

Strompreisentwicklung
Aktuell wird das Baseprodukt 2022 bei etwa 100,00 €/MWh und das Peakprodukt 2022 bei 115,50 €/MWh gehandelt. Dies bedeutet einen weiteren Preisanstieg beim Base um 10,10 €/MWh und beim Peak gar um 11,38 €/MWh in den letzten zwei Wochen. Base 2023 kostet derzeit 76,00 €/MWh und Base 2024 liegt bei 69,00 €/MWh. Damit haben sich in den vergangenen 14 Tagen das Base 2023 um 1,00 €/MWh und das Base 2024 um rund 0,90 €/MWh verteuert.

Gaspreisentwicklung
Der Gaspreis 2022 liegt im Großhandel aktuell bei rund 40,20 €/MWh. Damit ist der Gaspreis gegenüber dem Stand von vor zwei Wochen um rund 5,80 €/MWh gestiegen. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres wurde das Base 2022 bei rund 15,00 €/MWh gehandelt, also 25,20 €/MWh günstiger als heute. Derzeit kostet Gas für die Belieferung in 2023 rund 25,20 €/MWh (Preisanstieg um rund 1,40 €/MWh in den letzten 14 Tagen) und in 2024 rund 20,60 €/MWh (1,00 €/MWh teurer im Vergleich zum Preisstand von vor 14 Tagen).

VEA Newsletter vom 20.09.2021
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